Rezension zu »Das Gesetz der Natur« von Solomonica de Winter
Heute wird das ehemalige
Nordamerika Neuamerika genannt. Stählerne Waffen sind verboten, das Gesetz der
Natur regiert. Ein Gesetz, dem sich auch Gaia Marinos zu beugen hat. Gaia, die
zurückgezogen im Wald lebt, nur in Gesellschaft zweier Männer: ihres Lehrers,
der wie ein Ziehvater für sie ist und des Jägers, vor dem sie sich fürchtet.
Sie führt ein Leben fern jeder Zivilisation, im Geheimen, denn: Gaia ist eine
Mutantin. Nicht die einzige, kam es doch seit dem Untergang der Welt, wie wir
sie kennen, immer wieder zu Genmutationen. Doch Gaia ist vielleicht die letzte Mutantin
der Welt – gemäß dem Gesetz der Natur wurden alle Mutant*innen ausgerottet, um
die Gesellschaft vor ihnen und ihren Krankheiten zu schützen. Doch Gaia ist
stark, stärker als es die Menschen für möglich halten: Denn Gaia lebt. Und
nicht nur das. Dank ihrem Lehrer besitzt sie eine Fähigkeit, die rar geworden
ist in dieser neuen Welt: Gaia kann lesen. Etwas, das pro Volksstamm nur fünf
ausgewählten Männern gestattet ist. Allen anderen ist lesen und schreiben
strengstens verboten, die Bestrafung für diese Tat gegen das Gesetz der Natur
ist der Tod. Als Gaia gefangen genommen und hingerichtet werden soll, rettet
ihr diese Fähigkeit das Leben. Gaia macht es sich fortan zur Lebensaufgabe, die
letzten Bücher der Welt zu finden und die Menschheit vor sich selbst zu retten.
Doch auf ihrer Reise kommt Gaia mehrmals an ihre Grenzen, Irrwege tun sich auf
und die menschlichen Abgründe in einer Welt, die von Krieg und Schmerz
dominiert wird, führen Gaia in Versuchung. Kommt sie an ihr Ziel? Wie weit ist sie
bereit zu gehen?
Puh, diese Rezension fällt mir
zur Abwechslung mal so gar nicht leicht. Das Gesetz der Natur war
für mich leider ein einziger Kampf, den ich zugleich gewonnen und verloren
habe: Ja, ich habe es geschafft, das Buch zu Ende zu lesen, aber leider war es
meine Zeit nicht wert. Wo soll ich anfangen? Die Story klang so
vielversprechend: Eine starke, weibliche Protagonistin, die in der dystopischen
Welt von Neuamerika, dem Nordamerika der Zukunft, nicht nur um ihr Leben
kämpft, da die Gesellschaft sie aufgrund ihrer Mutationen verachtet und zum
Tode verurteilen will. Gleichzeitig kämpft sie jedoch für diese Gesellschaft,
hat es sich beeinflusst durch ihren Ziehvater zur Aufgabe gemacht, die letzten
Bücher der Welt zu finden, um das darin enthaltene Wissen, die Geschichten,
wieder unter die Menschen zu bringen, die Menschheit vor sich selbst zu
retten. Ich hatte den Klappentext gelesen und mein Fantasy liebendes Herz
schlug höher. Leider machte die Vorfreunde schnell Verzweiflung Platz. Ich kam
so gar nicht rein in die Geschichte. Wann immer ich versuchte, länger am Stück
zu lesen, schlief ich ein, auch mitten am Tag. Nicht hilfreich, wenn man ein
600-Seiten-Buch lesen möchte. Möchte ich es überhaupt noch lesen? Diese Frage
stellte ich mir gefühlt ständig. Und doch habe ich nicht abgebrochen, habe mich
durch die Seiten und unzähligen Kapitel gekämpft, einfach weil ich dem Buch immer
wieder eine neue Chance gegeben habe, weil ich wollte, dass ich etwas finde,
dass ich gut finden kann. Tja, die traurige Wahrheit ist: Das Gute blieb aus.
Der Schreibstil habe ich als furchtbar empfunden. Ständige Wiederholungen, unpassenden
Ansprechen der Lesenden, wann immer es anfing spannend zu werden, wurde das
Ende der spannenden Szene verkündet. Unzählige Vorausdeutungen; ja, ich habe
begriffen, dass die Gejagte nun zur Jägerin wird und umgekehrt. Ständig,
überall, wozu? Außer bei Gaia ging die Charakterbeschreibung bei keiner der anderen
Figuren in die Tiefe, was wirklich hilfreich gewesen wäre, besser in diese
fremde Welt einzutauchen und auch bei Gaia konnte ich keine wirkliche Verbindung aufbauen. Tja, und am Ende kam, was kommen musste: das Ende.
Und was für eins. Ich will nicht spoilern, sollte doch jemand Lust auf dieses
Buch haben oder sich selbst eine eigene Meinung dazu bilden wollen, aber: Nach
dem Ende habe ich nur meinen Kopf geschüttelt und war zugleich frustriert und
fasziniert davon, wie sinnlos dieses Buch für mich persönlich war. Kennt ihr
dieses doofe Gefühl, wenn eine geliebte Serie mit einem furchtbaren Ende
endet? – Dexter! – Jetzt stellt euch vor, wie ihr euch fühlt, wenn die gesamte
Serie enttäuschend war und ihr trotzdem durchgehalten habt, in der Hoffnung auf
ein Ende, bei dem ihr mit dem Gefühl ausschalten könnt, dass es zumindest nicht
umsonst war, so lange durchgehalten zu haben, und sich dann rausstellt: Doch,
war es.
Ich sag es wirklich nicht gern, weil auch in diesem Buch sehr viel Arbeit steckt und ich Respekt vor allen habe, die in der Lage sind, ein Buch zu schreiben, aber: Das Gesetz der Natur ist vermutlich und leider das enttäuschendste Buch, das ich seit Jahren gelesen habe.
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