Rezension zu »Das Gegenteil von Erfolg« von Eleanor Elliott Thomas

Lorrie Hopes Leben ist unspektakulär, für manche vielleicht langweilig, für Lorrie aber gut so: Sie hat zwei kleine Kinder, die ihr viel Freude bereiten, einen liebevollen und unterstützenden Ehemann und einen geregelten Job bei der Stadtverwaltung, der vielleicht nicht super spannend ist, aber ihr zumindest meist genug Freiraum lässt für ihre Familie. Nur alles unter einen Hut zu kriegen, das ist manchmal schwer. Vor allem, weil die Stadtverwaltung mehr Eigeninitiative von Lorrie sehen will. Deswegen läuft an diesem Freitag ihr großes Projekt »Green Cities« an, das mehr Grünflächen in die Stadt bringen soll. Warum sie sich zudem für die Bewerbung auf eine Beförderung entschieden hat, weiß Lorrie nicht so genau. Inzwischen ist es jedoch zu spät für Zweifel, sie will den Job und »Green Cities« sollte ihre Chancen maßgeblich erhöhen. Denkt Lorrie zumindest. Gleichzeitig muss sie sich von ihrer besten Freundin Alex Vorwürfe anhören, denn die Dokumentarfilmerin und Künstlerin hält wenig davon, dass Lorries Projekt von einem der größten Umweltsünder der Stadt finanziert wird. Bis sich Alex in der unangenehmen Lage wiederfindet, in eine Affäre mit der Frau von Lorries Exfreund geraten zu sein, der zudem maßgeblich an »Green Cities« beteiligt ist. Die Zeichen für eine Katastrophe stehen also hervorragend an diesem Tag, der auf den Freitagabend als Höhepunkt aller kleinen und großen Probleme zusteuert. In all dem Chaos müssen Lorrie und Alex herausfinden, was sie eigentlich vom Leben wollen und ob sie sich da, wo sie sich aktuell im Leben befinden, auch wirklich wohl fühlen.

Aus den wechselnden Perspektiven von Lorrie und Alex beschrieben stürzen wir uns mit diesen beiden sympathischen, planlosen, manchmal überforderten, sehr authentischen Frauen mitten rein ins Alltagschaos eines Freitags, der zugleich der schlimmste als auch der beste werden wird. Eine Figur, die nicht mehr das ist, was sie vor den beiden Schwangerschaften war; eine Künstlerinnenkarriere, einst vielversprechend, heute auf dem Abstellgleis. Enttäuschte Erwartungen, verpasste Chancen, neue Möglichkeiten, die Liebe und das Leben. »Das Gegenteil von Erfolg« ist so chaotisch und unterhaltsam wie das Leben, mit einer Leichtigkeit, hinter der sich doch eine schöne Geschichte über Mutterschaft, Freundschaft, Verpflichtung und Erwachsensein verbirgt. Wunderbar kurzweilig, mit viel Humor und sich dabei selbst nicht zu ernst nehmend, trotzdem nachvollziehbar und nachempfindbar. Denn Lorries und Alex' Leben zeigen, dass auch Scheitern Mut erfordert, dass man ruhig abkommen darf vom vorgezeichneten Weg, sich Pläne, Prioritäten und Träume ändern dürfen, nicht immer alles nach Plan laufen muss, denn:

»Scheitern ist nicht das Gegenteil von Erfolg, es ist ein Teil davon.«

Wer also Lust hat auf einen unterhaltsamen Roman am Puls der Zeit, auf zwei liebenswerte Protagonistinnen im mittleren Alter auf der Suche nach sich selbst, und darauf, das eigene Chaos für eine Weile zu vergessen und stattdessen in den Alltag anderer einzutauchen, dem kann ich »Das Gegenteil von Erfolg« als leichten, spaßigen Roman mit der ein oder anderen Lebenserkenntnis definitiv empfehlen!




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Daten zum Buch
Titel: Das Gegenteil von Erfolg
Autor*in: Eleanor Elliott Thomas
Aus dem Englischen übersetzt von Claudia Voit
Sprache: Deutsch
Verlag: DuMont
Paperback | 288 Seiten | ISBN: 978-3-8321-6944-2

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