Rezension zu »The Freedom Clause« von Hannah Sloane
»Rückblickend ist sie erstaunt, dass sie sich so lange mit der Situation abgefunden, dass sie ihre Orgasmen nicht eingefordert, ihre sexuellen Bedürfnisse immer hintangestellt hat. Jetzt will sie die verlorenen Jahre nachholen.«
Daphne und Dominic haben jung geheiratet, direkt nach dem College. Eigentlich wollte Daphne noch damit warten, sich zu binden, andere Männer daten, doch Dominic war eben der Richtige. Jetzt, mit 25 hat sich nach einigen Jahre Ehe der Alltag eingestellt. Eigentlich sind die beiden glücklich miteinander und mit ihrem Leben, aber ein Sexleben findet quasi nicht mehr statt. Daphne stört das nicht, verspürt sie doch kaum sexuelle Lust. Doch für Dominic ist der ausbleibende Sex ein Problem, das ihn schon eine Weile umtreibt. Nach einer durchfeierten Nacht macht er am Neujahrsmorgen einen Vorschlag: die Freiheitsklausel. Einmal im Jahr dürfen beide für eine Nacht mit einer anderen Person schlafen. Keine offene Ehe, aber vielleicht eine Möglichkeit, Bedürfnisse zu stillen und die Ehe wiederzubeleben. Erst ist Daphne empört, sie hadert mit der Situation, weiß sie doch, dass diese Klausel vor allem für Dominic gilt, da sie die Notwendigkeit für sich selbst nicht sieht. Um seinetwillen stimmt sie jedoch zu. Die Regeln, die der Sicherheit von beiden und ihrer Ehe gelten sollen, sind schnell gemacht: Kein Wort zu Freund*innen und Familie, keine Wiederholungen, kein Sex mit Bekannten, begrenzt auf fünf Jahre, bis beide 30 sind. Daphne fühlt sich unwohl mit der Situation und sucht sich ein Ventil, da sie nicht mit ihren Freundinnen sprechen kann. Ihre sonstige Zuflucht, das Kochen, reicht nicht. Sie startet einen Blog, auf dem sie anonym als »Die hochemotionale Köchin« über ihre Erfahrungen schreibt und diese originell und wunderbar sympathisch mit Kochrezepten kombiniert. Mit der Zeit entwickelt sich Daphne zu einer Frau, die ihre sexuellen und persönlichen Bedürfnisse formulieren und einfordern kann, und entdeckt zu ihrer eigenen Überraschung, dass die Freiheitsklausel auch für sie ungeahnte Möglichkeiten und aufregende Abenteuer bereithalten kann. Während Daphne sich in den fünf Jahren zunehmend besser kennenlernt, hat Dominic mit ganz eigenen Herausforderungen zu kämpfen. Fünf Jahre, die Daphne und Dominic prägen und verändern und ihre Ehe nachhaltig verändern.
»Wie sollen wir unsere Leben entflechten, wenn wir doch all unsere Erfahrungen als Erwachsene zusammen gemacht haben?«
Eins vorweg: Ich habe »The Freedom Clause« von der ersten bis zur letzten Seite verschlungen und geliebt! Ganz besonders ist dies Daphne zu verdanken, die als Figur schlicht und ergreifend sympathisch, authentisch und herzlich ist. Durch die wechselnden Perspektiven von Daphne und Dominic hat diese Geschichte, die immer leicht und unterhaltend blieb, eine Vielschichtigkeit bekommen, die bei mir eine wahre Lesesucht ausgelöst hat. Ich war mittendrin, habe mitgelacht, mitgefühlt, mich tierisch aufgeregt, wollte mehr und mehr und wollte nicht, dass es endet. Dieser Roman hat so viel zu bieten: Vordergründig geht es natürlich um die titelgebende Freiheitsklausel und so ist das Buch auch in die fünf Jahre aufgeteilt. Aber dahinter liegt so viel mehr. Es geht um zwei junge Menschen, die sich in jungen Jahren durch die Ehe aneinandergebunden haben und gar nicht wissen, was sie eigentlich vom Leben (oder von gutem Sex) erwarten. Es geht um zwei junge Menschen, die den Schritt wagen, einander Freiräume zu geben, um sich auch losgelöst voneinander kennen lernen zu können. Dass diese Selbstfindung und Entwicklung auch abseits der außerehelichen Erfahrungen zu Spannungen und mitunter gegensätzlichen Wünschen führen, verwundert nicht, ist aber ganz wunderbar realistisch und mit viel Liebe zu den Figuren geschildert. Es geht um Familie, um die, in die man geboren wird, und um die, die man sich sucht. Es geht ums Loslassen und Festhalten, ums Jungsein und Lebenslust. Daphnes Entwicklung von einer jungen, unsicheren Frau hin zu einer jungen, selbstbewussten Frau, die ihr eigenes Begehren im Leben und beim Sex kennenlernt, war schlicht und ergreifend einfach schön zu lesen und mitzuerleben.
»Sie wünschte, jeder Mann würde erstmal seinen Kopf zwischen ihre Schenkel schieben. Dass jeder Mann genau wüsste, wo er drücken und lecken, wo er saugen und verweilen sollte. Dass jeder Mann sich regelmäßig erkundigte, wovon er mehr und wovon weniger machen sollte.«
»The Freedom Clause« ist ein Buch über Mut, über weibliche Lust, über Female Empowerment, über Beziehungen und Freund*innenschaften, über Lebenspläne, Neuanfänge und Enden. Feministisch, unterhaltsam, gefühlvoll und einfach wunderbar herzlich. Es gibt Bücher, die brauchen gar nicht viel, um viel zu geben. Es gibt Bücher, von denen ich hoffe, sie verfilmt zu sehen. Das hier ist so ein Buch. Und zwar ein richtig richtig Gutes!
»Aber weißt du, was jetzt die schlechteste Lösung wäre? Dem schönen Schein zuliebe unglücklich zu bleiben.«
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