Rezension zu »Dirty Diana – Die Reise« von Jen Besser & Shana Feste
Dianas Reise geht weiter: Nach den Geschehnissen in »Das Erwachen« steht Dianas Leben völlig auf dem Kopf. Oliver ist ausgezogen, die beiden gehen nun getrennte Wege und laufen sich doch ständig über den Weg – nicht zuletzt wegen der gemeinsamen Tochter Emmy. Während Oliver durch die Trennung ein neuer, glücklicherer Mensch geworden zu sein scheint, geht es Diana damit schlechter als gedacht. Wenn Emmy bei ihm ist, fühlt sie sich so einsam und deplatziert in dem großen, leeren Haus, dass sie kaum Schlaf findet. Und auch Oliver fehlt ihr mehr als gedacht, besonders diese neue, selbstsichere, attraktive Version von ihm. Was Diana dagegen gut tut, sind ihre Tonbandaufnahmen, die sie jetzt unter »Dirty Diana« gemeinsam mit ihren Zeichnungen auf einer Webseite zur Verfügung stellt. Noch ist die Webseite kaum frequentiert und auch in ihrem direkten Umfeld weiß kaum jemand davon, aber es erfüllt sie und die wenigen eingeweihten Menschen helfen ihr dabei, zu wachsen. Aber auch die Vergangenheit findet zunehmend Platz in der Gegenwart, denn Jasper, ihre große Liebe in den 20ern, steht plötzlich vor ihr. Noch schöner und einnehmender als in ihrer Erinnerung. Das Begehren von früher kehrt mit einer Wucht zurück, die Diana unerwartet und hart trifft. Um auf andere Gedanken zu kommen, reist sie gemeinsam mit ihren beiden besten Freundinnen für eine Woche nach Paris. Dort, in der Stadt der Liebe, wagt sich eine Seite von Diana an die Oberfläche, die lange geschlummert hat. Sie gibt dem inneren Sehnen nach Spontanität, Lust und Dekadenz nach und frönt für eine Woche dem puren Leben – Sex inklusive. Als Jasper eines Abends vor ihr steht, wissen beide, dass das der Beginn von etwas Neuem ist. Wieder zurück in Dallas kehrt der Alltag zurück und mit ihm neue Unwägbarkeiten. Diana muss sich mit sich auseinandersetzen und die Frage klären, welches Leben sie führen will. Haben sie und Jasper eine reelle Zukunft? Und was bedeuten die nach wie vor vorhandenen widersprüchlichen Gefühle für Oliver? Gibt es für die beiden noch eine Chance und will sie das überhaupt? Hält sie in beiden Fällen nur an etwas fest, weil es sich sicher und vertraut anfühlt?
Mit »Die Reise« haben mich die beiden Autorinnen zum zweiten Mal mitgenommen auf eine emotionale, fesselnde und ja, auch heiße Reise. War es in Band 1 eine auf eine Art überindividuelle Geschichte am Beispiel Dianas, wird es hier jetzt persönlicher. Dianas Geschichte und Erleben stehen jetzt ganz klar im Fokus. Ich mag sie, diese Frau, die zeigt, wie egal das Alter ist. Denn ihr (Gefühls-)Leben existiert außerhalb davon. Voller Neugier und Vorfreude habe ich mich mit ihr in dieses neue Kapitel ihres Leben gestürzt und auch, wenn die Erzählweise dieses Mal etwas ruhiger auf mich wirkte, hat sich beim Lesen doch wieder dieser Sog entwickelt, der mich durch die Seiten getragen hat. Gerne hätte ich schneller gelesen und mir gleichzeitig viel mehr Zeit nehmen wollen, denn Dianas Innenleben, das skizziert wird, reißt mich einfach mit. Schön auch, dass dieses Mal ihre beiden Freundinnen und deren aktuelle Lebenssituation viel mehr eingebunden wurden in die Geschichte und somit ein buntes Potpourri an Familien- und Ehezusammensetzungen skizziert wird. Tief durchdrungen war der Roman von Dianas innerer Zerrissenheit. Zwischen Pflichtgefühl und Selbstverwirklichung in Bezug auf die Arbeit, die sie hat, und dem Traum von »Dirty Diana«, den sie sich noch nicht ganz zu träumen traut. Zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Zwischen Oliver, Jasper und sich selbst. Zwischen ihrem Begehren und ihrem Wirken. Zwischen der unangenehmen Wahrheit und einer unglücklichen Lüge. Ich habe wieder mitgefühlt, mitgefiebert und mich durch die Geschichte treiben lassen, die dieses Mal kaum von fremden Fantasien, aber dafür umso mehr von Dianas Realität untermalt wird. Ich brenne darauf zu wissen, wie Dianas Geschichte im dritten Band enden wird. Alles ist offen, die Welt voller Möglichkeiten und ich jetzt schon voller Vorfreude.
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