Rezension zu »Heartsick« von Jessie Stephens
»Es kommt nicht oft vor, dass man schon weiß, wie schön ein Moment ist, während er noch geschieht. Glück ist etwas, das man häufig erst im Rückblick erkennt – eine Empfindung, die man später seinen Erinnerungen zuordnet.«
In ihren Dreißigern zieht Claire auf der Suche nach sich selbst und einem Neuanfang von Australien nach London. Doch die Dinge laufen nicht, wie erhofft. Bis Claire Maggie kennenlernt. Aus einer anfänglichen Freundinnenschaft wird Liebe und Claire stürzt sich mit Haut und Haaren hinein, vernachlässigt Freundinnen, baut sich ein Leben mit Maggie auf. Sie hat die große Liebe gefunden und damit Zufriedenheit. Doch mit der Zeit schleicht sich der Alltag ein, das Lebensglück bröckelt, Maggie verhält sich ungewohnt und erneut schleichen sich Unsicherheit und (Selbst-)Zweifel in Claires Herz und Gedanken. Ana ist Anfang vierzig und seit 25 Jahren mit ihrem Mann verheiratet. Mit drei Kindern führen die beiden eine glückliche und gute Ehe. Und doch liegt Ana nachts wach und denkt an einen anderen Mann. Vielleicht liebt sie ihren Ehemann, so genau weiß sie das nicht mehr, aber verliebt ist sie in jemand anderen. Mit Anfang zwanzig lernt Patrick während einer Gruppenarbeit an der Uni Caitlin kennen. Er, der noch nie eine Freundin hatte, denkt plötzlich an niemand anderen mehr. Sie ist der schönste, interessanteste, beste Mensch, den er je kennengelernt hat, vermutlich jemals kennenlernen wird. Doch fühlt sie wie er?
»Und genauso wie die Magie der Liebe aus dem Nichts auftauchen und zwei ahnungslose Menschen befallen kann, so kann sie auch ohne jeden Grund wieder verschwinden.«
Drei Menschen, drei wahre Geschichten über Liebe, Herzschmerz und das Leben. Jessie Stephens hat mit Ana, Claire und Patrick – die im echten Leben anders heißen – gesprochen und ihre ganz individuellen Herzschmerzgeschichten festgehalten. Grundlage: Gespräche, Audios, Nachrichten, Einblicke in Tagebuchenträge und Chats der Vergangenheit. Und obwohl ich das wusste – auch dank des wunderbaren Vorworts der Autorin –, habe ich es immer wieder vergessen. Bin einfach eingetaucht in diese Geschichten, immer abwechselnd erzählt, die sich lesen wie ein mit sehr viel Gefühl und Gespür geschriebener Roman. Manchmal flüsterte dann eine leise Stimme in mir, dass das, was ich gerade lese, keine Fiktion ist, sondern eine Nacherzählung des echten Lebens. Das hat dem Buch ein Level an Intensität verpasst, mit dem ich nicht gerechnet habe. Denn die Geschichten von Ana, Claire und Patrick haben mich tief berührt und mitgenommen, so echt und verletzlich und stark, haben mich an eigene ähnliche Erfahrungen denken lassen, haben mich froh sein lassen über das, was ich habe, haben mich eine Bandbreite an Gefühlen fühlen lassen, die einfach so für sich stehen durften. Emotions hit differently when they’re real.
»Aber was, wenn der Mensch, der deinen Schmerz verursacht, derselbe ist, der eigentlich dafür zuständig ist, ihn zu lindern?«
»Heartsick«. Drei Menschen, drei wahre Geschichten und die Frage: Wie fühlt sich Herzschmerz an? Wie freier Fall, wie Verlust, wie der Tod eines Menschen und der erhofften, erwarteten Zukunft. Ein Buch, geschrieben in dem gelungenen Versuch, etwas zu erschaffen, das einfach nur ist, Gefühle zulässt, Identifikationsangebote schafft. Ein Buch über das Verlieben, die Liebe, Liebeskummer und gebrochene Herzen. Ein Buch wie eine Umarmung. Ein Buch, das sagt und meint »Keine Sorge, du bist nicht allein.« Ein Buch, wie ich es bisher noch nicht gelesen habe und das ich euch ans Herz legen möchte. Weil gut. Einfach gut.
»Liebe ist magisch und ein gebrochenes Herz der Preis, den wir dafür zahlen. Aber wenn der Zauber einmal über uns gekommen ist, dann kann und wird er das auch ein weiteres Mal tun. Und während der andere Mensch unsere Liebe erwidert, ist es bisweilen die reinste Magie.«
P.S.: Anas story broke my heart.
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